7. Februar 2008

Bemerkungen zur antiken Farbgebung des Sirius (2)

Rekapitulierend sagen uns die mit ältesten Quellen aus Ägypten, dass der Vogel Phönix, mit Sirius identifiziert, immer mit rot bezeichnet wurde.

Der Benu-Vogel

Aus ägyptischen Inschriften in Dendéra, erfahren wir von Heinrich Brugsch, woselbst Sothis-Sirius zweimal mit "dunkelrot", einmal mit "dunkelfarbig" bezeichnet wird.

Weitere sehr alte Quelle stammen aus mesopotamischen Regionen, wo uns F. X. Kugler S.J., wie schon erwähnt, über die rote Färbung der KAK.SI.DI. (Sirius) Auskunft gibt:

...: der Kaksidi ist rot, denn er "glüht wie Kupfer"...

Welch für eine Bewandtnis steckte nun hinter der Farbgebung bei den antiken Astronomen und Schriftsteller?

Da wird ein zweifaches Problem sichtbar:
"Einmal wird Sirius von den Astronomen mir der realen Farbe weiß bezeichnet, zugleich von Astronomen wie Ptolemäus aber auch rot.
Die Farbe rot kann natürlich auch aus astrologischen Quellen stammen, die bekannt waren, jedoch gibt es in der Antike eine Tradition in der Astronomie, die Sterne und Planeten auch mit ihren Qualitäten beschreibt.

Schauen wir uns diese astronomischen Qualitäten einmal an und benutzen dabei Zitate aus einer Dechend Vorlesung SS 1981 zum Sirius:

"In seiner Untersuchung "Das Werden der babylonischassyrischen Positions-Astronomie.." (ZDMG 88,1934, 330), mit Berufung auf Epping-Straßmaier 150) vermerkt Albert Schott:, "Der Sirius ist übrigens, wie bekannt, der einzige Fixstern, von dem in den Planetentafeln der Spätzeit die Tage des heliakischen Auf- und Unterganges angemerkt werden." (Spätzeit: ab 700 v.Chr. und Seleukiden-Zeit).
Und Plinius betont (18.68, 269-70, s.a. Movers 1,405), Sirius werde nicht weniger verehrt als die übrigen Planeten (neque est minor ei veneratio quam discriptis in deos stellis)."

Wenn also Sirius im Altertum als Planet betrachtet wurde, stellt sich die Frage wieso und was hat es dabei dann mit der Farbe rot auf sich? Lassen wir es aber erstmal bei dieser Frage bewenden, behalten sie aber dennoch im Gedächtnis.

 

 

 

 

Aus einem anderen Dechend-Zitat (s.u.) könnte man eine andere These erwägen, die einem sogar über das Alter der Rotfärbungsbenennung des Sirius Aufklärung geben könnte. Hören wir erst einmal: "Bei den Finnen heißt es (Krohn: Ursprungsrunen, FFC 52, 115 f.):

Wo ist das Feuer gewiegt,

die Flamme geschwenkt worden?

Dort am Nabel des Himmels,

auf dem Gipfel des berühmten Berges,

im Innern des goldenen Umkreises,

in der goldenen Wiege, an dem silbernen Riemen.

Das Feuer entfiel dem Tölpel,

die Flamme dem Unbedachten inmitten des Aloenmeri (Meer von Aloe).

Dort ist das Feuer gewiegt,

die Flamme geschwenkt worden über den neun Himmeln.

Von dort fiel der Funke herab und stellte allerhand an; er fiel z.B. (p.114) "durch die heiße Spießröhre/ durch den Axtrücken", oder "durch 6 Karstlöcher hindurch" oder durch "4 Nadelöhre" oder "durch die heiße Spießröhre/, durch den lockeren Eisenklumpen". In der "Stube" verbrannte er "dem Sohn die Knie, der Tochter verletzte er die Brüste", oder er verbrannte die Handteller der Jungfrau, um dann im Meer zu landen."

Das Feuer verbrannte den Barschen den Speicher,

Den Kaulbarschen das steinerne Schloß,

Allen Fischen das Heim.

Ein Hecht fragte den anderen Hecht, Das Rotauge sagte zum Kühling,

Ein Fisch zum anderen Fisch:

Wohin gehst du zum Laichen, gehst du die Eier ablegen?

Starb wohl Keiletyinen, Verschwand wohl Kalewas Sohn,

Der Führer der großen Störstange, Der Schwinger der großen Rolle?

Diese Rune, angereichert natürlich mit Details über die Meeresfauna, ist schlicht dem Tishtriya Yasht des Awesta entnommen: Tishtriya, das ist der Sirius... "Kurzum, das Feuer reicht von Pol zu Pol. Es kann auch aus dem tiefsten Süden kommen wie der Gibil, der sogenannte Feuergott der Babylonier.".....

Griechischer Phönix

Daß es Feuer erst gibt, seitdem Himmel und Erde sich trennten, also seit Etablierung der Schiefe der Ekliptik, betont ein mongolisches Hochzeitsgebet. Das Feuer stammt also aus dem ersten Weltalter, und das bestätigen uns die Azteken, die Castor und Pollux (alpha, beta Geminorum) als die ersten Feuerhölzer verstehen, von denen die Menschen das Feuerdrillen erlernten, wie wir von Sahagun erfahren (Florentine Codex 7, 60)...."

Soweit die Dechend-Zitate.

Bei diesem neuen "Himmelaufhängen und Meerestiefe Messen" spielte der Sirius eine bedeutende Rolle. Er nahm eine Mittelstellung zwischen den Polen ein.
Er ist der Nabel der Welt und zugleich ein Teil der Feuer erzeugenden Drillhölzer. Er scheint der Feuerfunke zu sein, der dann so viel Unheil anrichtet.
Der Beiname "Feuervogel" weist sehr deutlich auf diese herausragende Stellung am Himmel hin. Einige Zitate sollen hierbei angegeben werden:

Isidor von Sevilla benennt die Vorgehensweise der Vogelgestalt wie folgt:
".. unter Klatschen der Flügel, nährt sie freiwillig das für sich selbst entzündete Feuer.."

Tacitus sagt zu des Vogels Bestattung durch den Sohn:
"... er ... trage ihn hinüber auf den Sonnenaltar und verbrenne ihn da."

Pomponius Mela sagt von der Vogelgestalt:
"... indem sie sie (die Gebeine) in der sogenannten Sonnenstadt auf die lodernden Scheiterhaufen des Altars legt..."

Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens berichtet auf S. 19390 über den der Phönix:
"...Der Phönix ist ein sagenhafter Vogel, dessen Sage im Orient entstanden ist. Er soll eine außerordentlich lange Lebensdauer, die sog. Phönixperiode, haben und sich dann im Feuer verbrennen lassen..."

Herodot erzählt in seiner Historiae von einem Vogel:
" Andere gaben an, dass er alle 500 Jahre aus Indien nach Aegypten komme, sich dort einen Scheiterhaufen aus lauter Zimmt und wohlriechendem Holz errichte, sich darauf verbrenne und dann wieder aus seiner Asche erstehe... "

Der Phönix aus dem Bestiarium

Der Physiologus sagt:
"Es ist ein Vogel in Indien, Phönix genannt.
Nach fünfhundert Jahren fliegt er in die Wälder des Libanon und füllt seine Schwingen mit aromatischen Essenzen und zeigt sich dem Priester von Heliopolis im neuen Monat, im Nisan oder Adar, das heißt im Phamenoth oder Pharmuti. ... Der Vogel aber fliegt nach Heliopolis, beladen mit den aromatischen Essenzen, und steigt auf den Altar und entzündet für sich das Feuer und verbrennt sich selbst."

In Wolfram von Eschenbachs Parzival hören wir von einer Vogelschar:

"Sie leben von einem Stein,
dessen Art ist sehr rein.
Habt Ihr den nicht gekannt,
so wird der Euch hier genannt.
Er heißet Lapsit Exillis.
Von des Steines Kraft der Fenis
verbrennt, daß er zu Asche wird:
Die Asche ihm aber Leben gebiert.
So durchläuft der Fenis die Mauser sein
und gibt danach wieder hellichten Schein,..."

Noch im 17.Jahrhundert ist der Phönix auf der kabbalistischen Lehrtafel der Prinzessin Antonia zu Württemberg von 1673 in Bad Teinach abgebildet und erwähnt, mit der Bemerkung:

"Jedem Betrachter der Lehrtafel fällt auf, daß verhältnismäßig viele und vor allem auch ungewöhnliche Vögel das Gemälde bevölkern. Die meisten davon haben sich an oder auf dem Tempel niedergelassen, manche sind als Schmuckelemente der Fassade eingegliedert. Kein einziger der gefiederten Besucher oder Bestandteile des Heiligtums ist nur als Füllsel oder Beiwerk ins Bild gekommen; jeder hat eine bestimmte Bedeutung. Nur ist es bei manchen schwierig, diese herauszufinden.
Leicht zu erklären ist der allegorische Sinngehalt beim Phönix. Dieser der antiken Fabel entstammende Vogel, dessen Heimat man teils in Arabien, teils in Indien suchte, ist durch den Physiologus auch in Europa bekannt geworden und dient in der christlichen Kunst, wie bereits gesagt, als Symbol der Auferstehung von den Toten und speziell des auferstandenen Christus. Deshalb(!) ist er der 11. Sephirah zugesellt."
(zitiert aus den Abschnitt: Die Vögel der Lehrtafel, p85 von Otto Betz.)

Was lehrt uns das nun? Wir haben Anhaltspunkte über die Jahrtausende gefunden, die eine Verbindung herstellen zwischen astronomischen Erkenntnisse und kosmologischen Weltbeschreibungen. Verpackt in schöne Dichtung oder prächtigen Bildern.
Dies könnte meines Erachtens die Farbe rot, die dem Sirius zuteil wird erklären. Weitere Ideen, wie der Sirius zu seiner Rotfärbung kommen konnte, möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt sondieren. Zum Beispiel der seltsame Komplex des sich Verbrennens und wieder Auferstehens ist in sehr vielen Kulturen weltweit Bestandteil ihrer Mythen.
Aber allein diese hier vorgetragene Einlassung ermöglicht schon genügend Implikationen, alte Tierbücher unter einem würdevolleren und achtungsvolleren wie auch ahnungsvollerem Habitus zu betrachten.

 

Literaturverweis:
Otto Betz,
Licht vom unerschaffenen Lichte
Die kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia in Bad Teinach.
Sternberg Verlag 1996, Metzingen.

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